In den letzten Tagen vor unserer Reise aufs Festland des asiatischen Kontinents kamen einige Fragen auf. Wie kommen wir da von A nach B; wie viel Geld müssen wir einplanen; wie wird dieses Land wohl sein?
Eine der drängendsten Fragen konfrontiert uns schon am Flughafen in Taipei, am Montag als wir nach Vietnam ausreisen: wie regeln wir das mit dem Visum? Schwer beladen und ein bisschen aufgeregt stehen wir beide am Check-in Schalter einer chinesischen Airline und versuchen, der netten Dame - ausgestattet mit adretter Uniform, rotem Lippenstift und nettem Schiffchen auf dem Kopf - zu erklären, dass wir für Vietnam kein Visum benötigen, da wir mit dem deutschen Powerpass 15 Tage durchs Land reisen dürfen. Womit sie nicht ausgestattet wurde ist die nötige Kompetenz, uns einfach durchzuwinken, also taucht einige Momente später ihr quadratischer Kollege auf. Er stellt zunächst den halben Counter in den Schatten und berät sich anschließend mit ihr auf Chinesisch. Während ich versuche, meine rudimentären Kenntnisse dieser Sprache auf harte Verhandlungen einzustellen, wechselt Josis Gesichtsfarbe von blass über rot zu einem beunruhigenden Grün. Als die beiden Angestellten uns schließlich freundlich aber bestimmt erklären, dass wir ohne weiterführenden Flug möglicherweise in Saigon abgewiesen werden, auf eigene Kosten einen Rückflug nach Taiwan zahlen und dafür diverse Blätter Papier unterschreiben müssen, lautet Josis Lösung daher, direkt auf der Stelle einen weiteren Flug zu buchen. Darauf habe ich keine Lust, also folgen eine hitzige Diskussion, vier Unterschriften und die Garantie, dass ich den Sündenbock zu spielen habe, sollten wir abgelehnt werden.
Der sehr entspannte Flug, ein noch entspannterer vietnamesischer Beamter und zwei bunte Stempel in unseren Pässen lassen den Streit zum Glück schnell vergessen. Haben wir mal wieder Glück gehabt - aber ich war zugegeben an der Einreisekontrolle auch eine kleine Zitterbacke. Erleichtert darüber, dass sich unser Problem von alleine gelöst hat, holen wir unsere Rucksäcke vom Band, klären uns ein Taxi in die Stadt und heben ein paar Millionen vom Geldautomaten ab. Endlich Millionär und das mit 24. 3 Jahre später als geplant, aber ich habe mir ein bisschen Zeit gelassen. Bei einem Wechselkurs von 1€ zu 27.000 Dong können wir es uns auch endlich mal leisten, mehr als hunderttausend für einen Abend auszugeben. Das Umrechnen birgt allerdings auch einige Schwierigkeiten, weshalb wir immer zwei bis drei Versuche brauchen , bis wir den Preis in Euro haben und uns freuen, dass das Abendessen im Restaurant für 2 Personen etwa 6€ kostet. Ach nee Dollar. Also Taiwandollar? Ach scheiss drauf.
Die Fahrt im Taxi verbringen wir mit der Nase an der Scheibe und dem Herz in der Hose. Ho Chi Minh city ist ein Hexenkessel in dem nur die ausgewähltesten Zutaten verrührt werden. Als Basisaroma haben wir eine tropische Metropole, im eigenen Smog, Staub und dem Schweiß seiner Bewohner. Die herzhafte Einlage bildet der Verkehr, der aus lebensmüden Rollerfahrern, rücksichtslosen LKW und unzähligen bunten Lichtern, Schildern und Bildschirmen besteht. Die nötige Prise Schärfe bringen die verängstigten Touristen, die ohne Orientierung durch die Stadt laufen und vergeblich darauf warten, dass tatsächlich jemand für eine rote Ampel anhält. Das alles natürlich im Zusammenspiel mit der allgemeinen Anwendung der Hupe und der allgemeinen Nichtanwendung jeglicher Regeln. Mir kommen erste Zweifel an meinem Vorhaben, hier ein Motorrad zu kaufen und damit durch das Land zu fahren. Josi will davon sowieso nichts hören… woran wir allerdings nicht zweifeln, ist der Ruf Saigons, den gefährlichsten Straßenverkehr der Welt zu haben.
Das Hostel, das wir nach kurzem Fußweg erreichen, liegt in einer Seitengasse der vietnamesischen Version der Reeperbahn. Bereits um 7Uhr abends ist das Viertel voll mit betrunkenen Touristen, aus den Bars dröhnt laute Musik und am Straßenrand sind leicht bekleidete Masseusen auf der Jagd nach Kunden. Wir lassen den Lärm der Straße erstmal hinter uns und treffen meinen Kumpel Damian von der NTU im Hostel, wo wir unsere Rucksäcke explodieren lassen und ein Bier auf dem Dach des Gebäudes schlürfen. Zu uns gesellt sich der Amerikaner Daniel, der mit seinen puertoricanischen Wurzeln, seiner aufgeschlossenen Art und seinem Joint in der Hand viel zu erzählen hat. Damian und ich hatten eigentlich geplant, die nächsten Tage zusammen nach Kambodscha zu reisen, doch dank Daniels Reisetipps entscheiden Josi und ich uns dazu, lieber erstmal an der Ostküste Vietnams entlang in den Norden zu fahren. Als der Plan steht und das Bier zur Neige geht, treibt es uns dann doch nochmal raus auf die Straße. Wenn das Viertel, in dem wir wohnen, vor einigen Stunden bei unserer Ankunft schon auf Ballermannniveau war, dann ist es in der Zwischenzeit zu einer Feiermeile mutiert, die jedem Abifahrten-Animateur kalte Schauer über den Rücken jagen würde. In jeder Sekunde prasseln mindestens fünf verschiedene Sprachen auf dich ein. Du musst dich vor vier Vietnamesinnen retten, die dich in die nächste Bar, Restaurant oder Massierbude drücken wollen. Die drei Währungen, zwischen denen du hin und her rechnest, lassen dich mehr verzweifeln als der Mathekurs an der Uni. Nebenbei hast du deine beiden Begleiter schon einige Zeit aus den Augen verloren und von irgendwo her rast auch noch ein Scooter mit offensichtlicher Mordabsicht auf dich zu. Nach einigen Minuten verlegen wir unsere Expedition deshalb in eine der weniger belebten Straßen und genießen sehr leckeres vietnamesisches Essen. Auf dem Rückweg zum Hostel verlieren wir nicht mehr allzu viel Zeit auf der Hauptstraße, denn wir alle sind vom Tag fertig für's Bett.
Der nächste Morgen bringt erstmal einen Abschied: nach dem Frühstück machen wir uns auf in die Stadt während Damian in Richtung der kambodschanischen Grenze im Westen des Landes aufbricht.
Josi und ich wollen uns als erstes das Kriegsrestemuseum der Stadt ansehen, wo sehr eindrucksvoll die Verbrechen der USA dargestellt werden. In einem 17-jährigen Krieg, der mit eindrucksvoller Grausamkeit geführt wurde, hat die US-amerikanische Regierung sich der selben Verbrechen schuldig gemacht, weshalb derer die GIs kaum eine Dekade früher gegen Nazideutschland ins Feld geführt wurden. Im Hof des Museums konnte man die Nachbauten von Konzentrationslagern mit Gaskammern betreten. In mir kam die Frage auf, warum da niemand auf die Idee gekommen ist, dass man sich selbst zu dem verwandelt hat, was man vor kurzer Zeit noch “in der heldenhaftesten Stunde der Nation” bekämpft hat. Ob sich die Folterer ihre Taten genauso gerechtfertigt haben wie die Nazischergen? Flächenhafte Bombardierung von Städten, das Entlaubungsmittel Agent Orange, perfide Foltermethoden - die volle Palette der amerikanischen Kriegsmaschinerie hat dieses Land und seine Menschen tief gezeichnet. Überall in der Stadt betteln Menschen, denen Gliedmaßen fehlen, Mütter tragen Kinder mit Gendefekten auf dem Arm und wir werden diesen bitteren Geschmack auf der Zunge nicht los.
Nach knapp drei Stunden müssen wir ganz schnell woanders hin und verarbeiten unsere Eindrücke in einem Restaurant, das wir nach etwa 15 Minuten zu Fuß erreichen. Auch hier ist das Essen wieder ausgezeichnet, sehr günstig und wird uns von aufgeschlossenen Einheimischen serviert, die sich sehr interessiert an uns zeigen. Eigentlich müsste man meinen, die Narben des Krieges säßen so tief, dass man in Vietnam als westlicher Tourist mit einigen Vorbehalten konfrontiert wird, doch das ist nicht so. Als wir weiter durch die Stadt gehen, kommen wir am Wasser mit einem jungen Vietnamesen ins Gespräch, der für eine security Firma arbeitet und einen Fähranleger bewacht. Er erzählt uns, dass er keine Familie mehr hat und eigentlich lieber an Motorrädern schrauben würde, anstatt 24/7 in seiner Wachstube zu leben. Von ihm erfahren wir auch, wo es nachts illegale Straßenrennen gibt, an denen er früher mit seinem aufgemotzten Roller teilgenommen hat, bis er damit einen Unfall baute.
Mittlerweile nähert sich die Sonne dem Horizont und unsere Füße ähneln von Aussehen und Geruch her eingelegtem Brathering. Die Lösung: Fußmassage. Wir sehen zu, dass wir zurück zu unserem Hostel gelangen, wo es wie schon geschrieben unzählige Massagesalons gibt. Auf dem Weg stolpern wir noch über ein Ticketbüro, in dem wir Tickets für einen Hop on / Hop off Bus kaufen, der die Ostküste entlang fährt. Die anschließende Massage ohne Happy ending ist gleichzeitig die beste und günstigste, die wir je hatten: 6$ für 60Minuten. Josi lässt sich zusätzlich noch die Nägel lackieren und ich lasse mir den Rücken durchkneten. Die junge Dame mit geschätztem Gewicht von knapp über 40 Kilo hat beängstigend viel Kraft in ihren Händen. Hätte ich sie nicht vorher gesehen, hätte ich auf einen Musekelberg mit Vornamen Brutus getippt. Jedenfalls legt sie sich richtig ins Zeug, malträtiert mich mit heißen Tüchern, Schlägen auf den Rücken und läuft sogar, während sie sich an der Decke fest hält, auf mir rum. Im Anschluss an die Massage wollen wir aus unserer entspannten Stimmung nicht mehr raus und beschließen, nach kurzer Runde auf dem Nachtmarkt direkt ins Bett zu gehen - schließlich geht der Bus am nächsten Morgen schon um 8Uhr.
Ein neuer Tag, ein neues Problem: mein Portemonnaie fehlt. Wir sind extra früh aufgestanden um in Ruhe im Hostel zu frühstücken, doch ich kann mich nun nicht daran erinnern, wo ich gestern Abend im Halbschlaf meine Geldbörse verstaut habe. Also großer Rucksack auf, Beutel raus, Innentaschen durchsuchen, Beutel zu, großen Rucksack durchwühlen, großer Rucksack zu, kleiner Rucksack auf, Innentaschen wild ausschütten , Blick auf die Uhr, Schweiß bricht aus, kleinen Rucksack zu, Badezimmer verwüsten, Treppe runter rennen, Rezeptionistin freundlich anschreien, Treppe wieder hoch, Prozedur von vorne nur schneller. Am Ende lag das Objekt der Begierde wie immer an einer naheliegenden Stelle. Bei der Dame des Hauses, im Rucksack ganz unten. Wollte Josi sich wohl mal wieder Schuhe von meinem Geld kaufen. ( Josi: als ob! Wegen einem Menschen rennen wir auf dieser Reise in jeden Schuhladen der sich auch nur am emfernstesten Horizont ausmachen lässt - und ich bin es nicht :P )
Die geglückte Suche brachte unseren Plan, ganz entspannt zur vereinbarten Zeit am Reisebüro zu sein und dort wie vereinbart in den Bus zu steigen, in arge Bedrängnis. Das Frühstück wurde inhaliert, die Morgenhygiene unterwegs erledigt. Sah sicher komisch aus, wie ich mit aus dem Mund hängenden Nudeln die Wendeltreppe des Hostels herunter, an den Masseusen im Erdgeschoss des Gebäudes vorbei, schluckend, Schuhe zubindend und schließlich mit Zahnbürste bewaffnet über die Straße gerannt bin. Natürlich immer hinter Josi her und mit dem 20 kg Rucksack auf dem Rücken. Wir waren zwar zu spät aber nur nach deutschen Uhren. Die Vietnamesen bedeuteten uns erstmal, uns zu setzen und die nächste Viertelstunde unseren Zieleinlauf zu feiern.
Die anschließende Fahrt im Bus war dagegen Entspannung pur. Wer schon immer mal die Plätze der ersten Klasse im Flugzeug ausprobieren, aber das nötige Kleingeld nicht aufbringen wollte, sollte in Vietnam Schlafbus fahren. Jeder Fahrgast kann sich auf einer eingebauten Liege lang machen und dadurch, dass man die Schuhe ausziehen muss, um auf die Doppelstockbetten zu gelangen, hat die Nummer irgendwie etwas ziemlich gemütliches. In den nächsten sieben Stunden rauscht Vietnams südöstliche Küste mit ihren unzähligen Bauprojekten, Reisfeldern und Fischerbooten an uns vorbei bis wir schließlich verdattert im Örtchen Mui Ne aussteigen. Hier gibt es riesige Sanddünen, lange Strände und auch den einen oder anderen Touristen. Allerdings sind die Touristen den Sanddünen gegenüber deutlich in der Überzahl, was wir direkt bemerken, als wir schwer beladen die Promenade zu unserem Hostel herunter laufen. Der durchschnittliche russische oder chinesische Abenteurer hat hier die Auswahl zwischen: Restaurant, Scootershop, Restaurant, Supermarkt, Klamottenladen, Restaurant und Hotel. Wir klären direkt die Abfahrtszeiten des Busses zur nächsten Station , denn hier wollen wir nicht länger als eine Nacht bleiben.
Nachdem wir unsere Rucksäcke im Hostel abgeladen haben, wollen wir den restlichen Tag nutzen und was erleben. Da hier überall Sand im Überfluss ist, liegt es nahe, sich das passende Gefährt zu besorgen und ein bisschen Spaß zu haben. Wir leihen uns also eine Enduro aus; was soll den schon schief gehen. Wie sich herausstellen sollte: Einiges. (Siehe auch: eine kleine Vietnam Geschichte) Als wir schließlich völlig fertig wieder im Hostel sind, ist es später Abend und wir trinken nur noch ein Bier am Pool unseres Partyhostels bevor wir ins Bett verschwinden.
Gut erholt und nach einem Frühstück mit leckerem Saft aus frischem Obst wollen wir uns die Zeit bis zur Abfahrt des Busses mit einem Spaziergang am Strand vertreiben. Ob wir für etwa eine Stunde in der Morgensonne Sonnencreme benötigen? Eigentlich nicht, meinen wir; wartet’s ab, meint die Sonne und soll damit recht behalten. Wir steigen also getarnt als britische Touristen im Sommerurlaub in den Bus nach Nah Thrang, der uns nach einer ruhigen Fahrt sechs Stunden später in der Hafenstadt absetzt. Als erstes kümmern wir uns dort noch um ein günstiges Hotelzimmer, was uns dank unseres unglaublichen Charmes gepaart mit einigem Verhandlungsgeschick auch gelingt. “you got Hotel room? Cheap cheap please?” Anschließend geht's nur noch in die Falle.
Den nächsten Tag wollen wir nutzen, um uns mal ein bisschen Kultur zu genehmigen, immer unter dem Vorzeichen, dass wir abends den Schlafbus ins 12 Stunden entfernte Hoi An nehmen werden. Also heute eher entspannt. Dem dichten Smog und dem erbarmungslosen Verkehr zum Trotz kämpfen wir uns die nächsten Stunden durch die Stadt, kaufen unterwegs überteuerte Früchte in Form von Hundekot und mit dem Geschmack von Backpflaumen, sowie Bubbletea in Form von Plastikbechern und mit einem Geschmack der an das Aussehen des Ersterem erinnert. Tee können sie hier nicht. Nach etwa zwei Stunden gelangen wir schließlich an unserem Ziel, einem Tempel im Norden der Stadt, an und streifen die Nonnenbademäntel über, die uns dort gestellt werden. Sie sollen wohl den Ausbruch spontaner leidenschaftlicher Aktionen verhindern und so erkunden wir die Gewölbe der schönen Tempelanlage verkleidet wie die Kinder unkreativer Eltern zu Halloween. Da sich in der Anlage nur drei Gebäude befinden, sind wir flott durch mit der Kultur und können unsere Liebstöter wieder an den Nagel hängen, um mit unseren entblößten Schultern für Skandale zu sorgen. Da auch nach einiger Zeit in der Sonne niemand auf unzüchtige Gedanken gekommen ist, wird uns ein bisschen langweilig und wir wollen gerade gehen, als uns ein älterer Vietnamese anspricht, woher wir denn kommen. Auf unsere Antwort, dass wir Deutsche sind, regiert er begeistert und meint “dann erkennt ihr sicher auch, woher die ganzen Leute hier kommen!” und ohne Umschweife zeigt er auf eine blonde Dame aus Osteuropa, die direkt vor unserer Bank entlang läuft. Peinlich berührt gucken wir die junge Frau an, die das Ganze offensichtlich bemerkt hat und raten mal so Russland. Die nächste Viertelstunde fragen wir uns gegenseitig, wo die Menschen um uns herunterkommen könnten, denn genau so wie es uns Europäern oft schwer fällt, asiatische Gesichter einzuordnen, geht es anders herum auch Asiaten mit europäischen Menschen.
Die Sonne neigt sich irgendwann dem Horizont entgegen und wir blicken einer 12-stündigen Busfahrt entgegen. Wir hatten uns direkt auf die Plätze ganz hinten angemeldet, denn dort kann man erstens direkt nebeneinander schlafen und zweitens sitzen die coolen Kids hinten im Bus. Die coolen Kids hatten jedoch nicht bedacht, dass das Hinterteil dieser Reisebusse auf den katastrophalen Straßen Vietnams ausschweifender Wackelt als das einer brasilianischen Tango Tänzerin und man außerdem zu viert, also mit zwei fremden Menschen, Schulter an Schulter liegt. Dementsprechend schlüpfen wir morgens gegen 5Uhr wie frisch geboren aus dem Bus: verwirrt und zerknautscht.
Diese Verwirrung erklärt auch, warum wir erstmal 10 Minuten mit dem Taxi, das wir mit einem Kanadier teilen, in die Stadt fahren, nur um dann festzustellen, dass sich in genau entgegengesetzter Richtung unser Hostel befindet. Dort dann doch noch angekommen fallen wir dann nach diesen Strapazen aber zum Glück einfach nur noch ins Bett unseres Bungalows und können bis 10Uhr schlafen .
Die nächsten zwei Tage in dem beschaulichen Örtchen Hoi An sind für uns endlich das Vietnam, welches wir bisher vergeblich gesucht hatten. Wir sind viel mit dem Fahrrad unterwegs und erkunden mithilfe von kleinen Booten oder den Nusschalen der vietnamesischen Fischer nach und nach Hoi An und seine Siedlungen auf den kleinen Inseln im Delta des Flusses, der durch den Ort fließt. Die tagsüber zwar von Touristen überlaufene Stadt kann sich ihren altertümlichen Charme zum Glück bewahren und die unzähligen nachts erleuchteten Papierlampions tragen noch zu der schtönen Atmosphäre bei, die die traditionellen Holzhäuser hier verbreiten. Wenn man zu später Stunde durch die feuchte Luft die gelben Lichtringe um die Lampions schon aus der Ferne sieht, dabei einige Gondeln auf den Kanälen in der Stadt schippern und die unzähligen schwimmenden Teelichter die Wasseroberfläche in einen zweiten Sternenhimmel verwandeln, ja dann können auch schon mal romantische Gefühle aufkommen. Sogar wenn man aus dem Norden kommt.
Viel zu schnell ist unsere Zeit aber auch hier vorbei, denn es treibt uns weiter auf unserer Reise durch Südostasien. Als nächstes wollen wir nach Laos, doch um dorthin zu gelangen müssen wir erst noch den Umweg über Da Nang in Kauf nehmen. Die nur 45-minütige Fahrt geht schnell vorbei und in der Stadt angekommen zeigt sich schnell, dass wir den einzigen Bus am Morgen bereits verpasst haben. Also kaufen wir im Supermarkt nur noch Proviant für die bevorstehende Monstertour von 24h ins laotische Pakse, besorgen uns ein Zimmer für die Nacht und chillen den restlichen Tag. Zum Glück brauchen wir für die Busfahrt noch Geld,weshalb wir abends gegen 9Uhr nochmal in die Stadt zum Geldautomaten gehen. Unterwegs rufen uns schon vier straffe Vietnamesen von ihrem Tisch und dem Dosenhaufen, auf dem sie sitzen aus, zu. Wir setzen uns spontan dazu und verbringen die nächsten zwei Stunden mit ersten Versuchen in Vietnamesisch, bei Dosenbier und Snacks. Zum Abschied tauschen wir noch Armbänder und Selfies aus - verrückte Truppe.
Überpünktlich und völlig müde sitzen wir am nächsten Morgen am Busbahnhof von Da Nang. Der Wecker hatte um 5:30Uhr geklingelt, damit wir auch ja pünktlich um 6:30 im Reisebüro sitzen, wo wir natürlich erstmal 45Minuten auf unser Taxi warteten, welches uns zu besagter Busstation fuhr, wo wir nun wiederum seit 45Minuten warten. Hätte man auch gut pennen können. Aber egal, denn je müder man ist, desto besser kann man im Bus schlafen - und so vergeht die lange Fahrt ins schöne Laos auch recht flott.
Vietnam ist ein beeindruckendes Land, hat es sich doch in nur 40 Jahren von einem unglaublichen Krieg wieder erholt, stellt mit seinem einerseits kommunistischen System und der andererseits kapitalistisch orientierten Gesellschaft eine irgendwie schizophrene Erfahrung dar und bietet außerdem unglaubliche Landschaften im Übermaß. Leider haben wir uns früh entschieden, den Hop on Hop off Bus zu nehmen, deshalb haben wir die Reisfelder, den Dschungel und die unberührte Küste eigentlich nur durchs Busfenster gesehen, aber auch die Städte Vietnams bieten einen interessanten Einblick in das Land. Du teilst dir den den Bürgersteig manchmal mit einer Herde Ziegen und läufst dabei an einem Elektronikgeschäft vorbei, welches sich die Hauswand mit einer Suppenküche teilt. Rechts das hochglänzende Geschäft, vollgestopft mit Smartphones und ausgeleuchtet mit klinisch weißen Neonleuchten. Links der mit Wellblech überdachte Bretterverschlag, in dem eine alte Dame in ihrem Stahltopf rührt, der auf einem Holzkohlegrill steht, während sie mit ihren nackten Füßen schon ein Loch in den gestampften Lehm auf dem Boden getreten hat.
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