Josi und ich sitzen gerade in einem Bus in Vietnam und ich habe ein wenig Zeit, mein Auslandssemester an der NTU und meine Zeit in Taipeh zu verarbeiten.
Fünf fremde Länder, ein neuer Kontinent, über 40.000 geflogene Kilometer, viele neue Bekanntschaften und den einen oder anderen Freund später.
Die letzten Monate waren sehr lehrreich für mich - nicht so sehr was das Schulwissen angeht, sondern vor allem habe ich eine ganze Menge über mich selbst herausgefunden. Die Zeit war nicht so rosarot wie es hier im Blog vielleicht rübergekommen ist; es gab auch den einen oder anderen Tiefpunkt. Ich habe mich ehrlich gesagt ein bisschen schwer getan damit, mich in die sich zu Beginn des Semesters neu bildenden Gruppen der Studenten zu integrieren. Woran das gelegen hat? Keine Ahnung. Vielleicht bin ich mit grundsätzlich anderen Vorstellungen für mein Semester an den start gegangen: ich wollte lieber das Land entdecken, reisen und ein bisschen zur Ruhe kommen, statt feiern zu gehen. Vielleicht werde ich auch einfach eine alte langweilige Kartoffel mit großer Nase. Wie dem auch sei, am Ende lässt der recht oberflächliche Abschied von den Menschen, mit denen ich zusammen ein halbes Jahr fremd in einem Land war, einen etwas bitteren Geschmack zurück.
Das soll aber nicht heißen, dass ich niemanden getroffen habe, der mich inspiriert hat und den ich auch nach dieser Zeit wieder sehen werde. Da waren zum Beispiel Damian, der Tscheche mit dem ich regelmäßig Ausflüge an den Rand der Zivilisation unternommen habe. Oder Jacob, mein ICL Partner, der mir einen tiefen, interessanten und manchmal überwältigenden Einblick in die taiwanesische Kultur gegeben hat. Auch die vielen kleinen Begegnungen des Alltags: Menschen, die mir ungefragt auf der Straße weitergeholfen haben, die Leute in den Hostels, mit denen ich Bier getrunken und erzählt habe oder die Passanten auf der Straße, die mir einfach so ein Lächeln geschenkt haben. Sie alle haben mich schnell die vielen Warnungen, die ich vor meiner Reise bekommen habe und meine Vorurteile vergessen lassen.
Was hat mir die Zeit hier also gebracht? Ich kann jetzt etwa 80 chinesische Schriftzeichen lesen und schreiben und mich recht gut im Alltag auf chinesisch verständigen. Ich bin entspannter geworden und glaube fest daran, dass immer irgendwas geht oder dir jemand hilft. Sicher würde ich jetzt viele Situationen vom Beginn des semesters anders regeln, vielen Leuten ein bisschen genauer zuhören und vielleicht heißt das ja schon was.
Nun geht's wieder los; das ganz große Abenteuer, auf das ich die letzten Wochen sehnsüchtig gewartet habe. Die nächsten Monate habe ich Josi und meinen Rucksack dabei um von Vietnam aus Südostasien zu erkunden. Wir hoffen, ihr lest weiter mit.
Du arme alte Kartoffel mit großer Nase! 😂 Das nenne ich jammern auf hohem Niveau 🙃😉 Ich mag Kartoffeln mit Nasen...
AntwortenLöschenLieb, dass du schreibst! :D
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