Tag 7 startet viel zu früh, um 7:15. Das erste mal stelle ich mir einen Wecker, damit ich pünktlich um 8 abmarschbereit beim Frühstück sein kann. Wundere mich das es draußen noch so dunkel und ich noch so müde bin. Das Ding mit der Zeitumstellung raffe ich dann erst beim ersten Toast. Während ich noch dem Bett hinterhertrauere verspeise ich die Luxus Variante des wohl klassischen Herbergen Frühstücks: 2 Toast mit Marmelade UND ein gekochtes Ei. Weils Luxus ist bekommt Lali von letzterem auch eins. (Und weil ein anderer Pilger seins nicht wollte).
Wir starten bei diesigen 4 Grad und Sonne auf den ursprünglichen Jakobsweg. Irgendein König von und zu der II hat irgendwann im 11 Jahrhundert nämlich beschlossen, den Pilgerstrom umzulenken um seiner Stadt einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung zu verschaffen. Hat geklappt, nur ist jetzt im 21 Jahrhundert dadurch der Weg auf diesem Abschnitt recht städtisch und Autobahnnah. Um das zu umgehen nehmen wir also die alte Römer Route. Der Weg ist hier nicht künstlich aufgeschottert und wir laufen auf dem lehmigen Naturboden, Lalis Pfotenfreut es. Nach ein paar flachen Kilometern geht es wieder beständig bergauf. Kurze Zeit später nehme ich dumpfe Schüsse wahr und Leine Frau Hund sicherheitshalber schon mal an. Nicht zu früh wie sich herausstellt - Google verrät mir, das wir in der Nähe eines Steinbruchs wandern. Und was machen Steinbruchmitarbeitende gerne am Sonntag Morgen gegen kurz nach 9? Sprengen.
Wer meinen Hund etwas besser kennt weiß, dass Lali mit jeglicher Art von Knall etwa so souverän umgeht wie Deutschland mit Corona Viren: blanke Panik, totale Verwirrung und pures Chaos. Mit tiefenentspannten 9kg Hund vorne im Arm und 14 kg Rucksack auf dem Rücken laufe ich also die nächsten 1,5 km unter regelmäßigem „Beschuss“ bergab, weil ich Angst habe Madame befreit sich sonst aus dem Halsband und ward nicht mehr gesehen. Als es aufhört zu knallen (und mir langsam die Arme abfallen) setze ich sie runter und der Spaß beginnt.
In den letzten Jahren durfte ich lernen, dass das einzige was ihr hilft leider ganz klares in die Schranken weisen ist. Ich muss zu 100% die Führung übernehmen, sie darf keinen Schritt alleine, an mir vorbei machen. Leichter gesagt als getan mit einem Hund im Panik Modus und unter den verwunderten, missbilligenden Blicken anderer Wanderer. Sieht halt nicht schön aus, wenn man seinen Hund nach jedem Meter wieder 50cm zurück dirigiert mit dem Fuß, sich permanent in den Weg stellt, sie verbal korrigiert… und der dabei hechelnd im Halsband hängt, kaum Luft bekommt vor lauter „Ich häng mich in die Leine und hau ab“ und die Route einmal unterm Bauch durchgezogen hat. Da es nach 10 min noch keinen Deut besser geworden ist wechsele ich die Strategie und greife mir den nächstbesten Stock. Den hat Lali fortan direkt vor der Nase, so dass sie nicht mehr in der Leine hängt weil sie dort eben nicht gegenrennen will.
(Zur Klarstellung: natürlich wird Lali niemals genauen, getreten oder mit einem Stock malträtiert!!!! Beruhigung & co helfen in diesen Situationen leider 0 und das ganze schraubt sich dann hoch, sie hat Panik, ich habe Angst das ihr etwas passiert, werde dadurch selber gestresst & genervt,… klare Körpersprache und entsprechendes „in die Schranken weisen“ nehmen ihr die Verantwortung ab, den „Job“ auf sich aufzupassen.)
Es dauert eine gute Stunde, bis ich den Stock wieder am Wegesrand liegen lassen kann. Statt dem schönen Waldweg haben wir eine ganze Zeit bewusst die Furt direkt oberhalb einer Autobahn genommen - vorbeirauschende Autos sind lauter als Vögelgezwitscher. So kann Lali die kleineren Explosionen nicht mehr hören…
Abseits der Autobahn wandern wir noch ein paar km weiter durch Hügel und Wald, bis zu einer wirklich schönen Aussicht und machen dann Mittagspause, die wir jetzt beide nötig haben. Kleines Highlight: mitten aus dem nichts kommt zwischendurch ein älterer Herr auf einem weißen Pferd angaloppiert, ruft mir „Buen Camino“ zu und ist auch ratz fatz den Weg entlang wieder verschwunden 😅 Lali schläft eine halbe Stunde lang wie ein Stein auf meinem Schoß und meine Beine beschließen es wäre sinnvoll sich anzuschließen. Als der Hund wieder aufwacht ist sie nach 2 mal schütteln endlich wieder entspannt, meine Beine allerdings brauchen etwas mehr Überzeugungskraft, wieder wach zu werden. Aua.
Ein recht steiler Anstieg liegt noch vor uns, dann geht es hinab ins nächste Dorf. Die Herberge hier die uns Jordin aus der Luxus - Herberge gestern organisiert hat öffnet eigentlich erst am 01.04. Wir werden aber erwartet und freundlich begrüßt, mit uns schläft nur noch eine weitere Pilgerin heute hier (Spanierin, spricht nur spanisch, ist komisch und schläft scheinbar den ganzen Tag).
So haben Lali und ich das große Haus quasi für uns - auch hier wieder schöne alte Böden und Deckenbalken. Nicht so schön (bzw. gar nicht) renoviert wie die letzte Herberge, aber die tolle Architektur besticht trotzdem. Ich wasche einmal alles an Klamotten was ich habe, dusche Lali und mich und setze mich dann in meiner Merino - unterzieh - Garnitur in die Sonne auf der Dachterasse, während ich warte das meine Wäsche trocknet. Geht dank Wind und Sonne innerhalb einer Stunde!
Die einzige Bar im Ort öffnet erst am 15.04, das kleine Schwimmbecken auch, der Ort hat schätzungsweise 100 Einwohner… Lali und ich verbringen den Nachmittag also dösend und der Sonne und warten, dass es Zeit zum schlafen gehen ist 😅 Ich finde noch einen englisches Bildband über den Camino und gönne mir ein bisschen Kultur.
Auch hier müssen wir übrigens wieder das erheblich teurere Einzelzimmer beziehen (30€) weil wegen Hund - dafür ist aber wieder Frühstück und diesmal auch Abendessen drin. Alles allerdings im Self Service, unsere Gastgeberin wohnt am anderen Ende des Ortes und hat einfach ein paar Nudeln, Brot, Tomatenpampe, Zwiebeln und Knoblauch da gelassen. Passt für mich. Heute also Pilgermenü a la me.
Nun warten wir das es dunkel wird - Zeit totschlagen will ja irgendwie auch gelernt sein.
Wir starten bei diesigen 4 Grad und Sonne auf den ursprünglichen Jakobsweg. Irgendein König von und zu der II hat irgendwann im 11 Jahrhundert nämlich beschlossen, den Pilgerstrom umzulenken um seiner Stadt einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung zu verschaffen. Hat geklappt, nur ist jetzt im 21 Jahrhundert dadurch der Weg auf diesem Abschnitt recht städtisch und Autobahnnah. Um das zu umgehen nehmen wir also die alte Römer Route. Der Weg ist hier nicht künstlich aufgeschottert und wir laufen auf dem lehmigen Naturboden, Lalis Pfotenfreut es. Nach ein paar flachen Kilometern geht es wieder beständig bergauf. Kurze Zeit später nehme ich dumpfe Schüsse wahr und Leine Frau Hund sicherheitshalber schon mal an. Nicht zu früh wie sich herausstellt - Google verrät mir, das wir in der Nähe eines Steinbruchs wandern. Und was machen Steinbruchmitarbeitende gerne am Sonntag Morgen gegen kurz nach 9? Sprengen.
Wer meinen Hund etwas besser kennt weiß, dass Lali mit jeglicher Art von Knall etwa so souverän umgeht wie Deutschland mit Corona Viren: blanke Panik, totale Verwirrung und pures Chaos. Mit tiefenentspannten 9kg Hund vorne im Arm und 14 kg Rucksack auf dem Rücken laufe ich also die nächsten 1,5 km unter regelmäßigem „Beschuss“ bergab, weil ich Angst habe Madame befreit sich sonst aus dem Halsband und ward nicht mehr gesehen. Als es aufhört zu knallen (und mir langsam die Arme abfallen) setze ich sie runter und der Spaß beginnt.
In den letzten Jahren durfte ich lernen, dass das einzige was ihr hilft leider ganz klares in die Schranken weisen ist. Ich muss zu 100% die Führung übernehmen, sie darf keinen Schritt alleine, an mir vorbei machen. Leichter gesagt als getan mit einem Hund im Panik Modus und unter den verwunderten, missbilligenden Blicken anderer Wanderer. Sieht halt nicht schön aus, wenn man seinen Hund nach jedem Meter wieder 50cm zurück dirigiert mit dem Fuß, sich permanent in den Weg stellt, sie verbal korrigiert… und der dabei hechelnd im Halsband hängt, kaum Luft bekommt vor lauter „Ich häng mich in die Leine und hau ab“ und die Route einmal unterm Bauch durchgezogen hat. Da es nach 10 min noch keinen Deut besser geworden ist wechsele ich die Strategie und greife mir den nächstbesten Stock. Den hat Lali fortan direkt vor der Nase, so dass sie nicht mehr in der Leine hängt weil sie dort eben nicht gegenrennen will.
(Zur Klarstellung: natürlich wird Lali niemals genauen, getreten oder mit einem Stock malträtiert!!!! Beruhigung & co helfen in diesen Situationen leider 0 und das ganze schraubt sich dann hoch, sie hat Panik, ich habe Angst das ihr etwas passiert, werde dadurch selber gestresst & genervt,… klare Körpersprache und entsprechendes „in die Schranken weisen“ nehmen ihr die Verantwortung ab, den „Job“ auf sich aufzupassen.)
Es dauert eine gute Stunde, bis ich den Stock wieder am Wegesrand liegen lassen kann. Statt dem schönen Waldweg haben wir eine ganze Zeit bewusst die Furt direkt oberhalb einer Autobahn genommen - vorbeirauschende Autos sind lauter als Vögelgezwitscher. So kann Lali die kleineren Explosionen nicht mehr hören…
Abseits der Autobahn wandern wir noch ein paar km weiter durch Hügel und Wald, bis zu einer wirklich schönen Aussicht und machen dann Mittagspause, die wir jetzt beide nötig haben. Kleines Highlight: mitten aus dem nichts kommt zwischendurch ein älterer Herr auf einem weißen Pferd angaloppiert, ruft mir „Buen Camino“ zu und ist auch ratz fatz den Weg entlang wieder verschwunden 😅 Lali schläft eine halbe Stunde lang wie ein Stein auf meinem Schoß und meine Beine beschließen es wäre sinnvoll sich anzuschließen. Als der Hund wieder aufwacht ist sie nach 2 mal schütteln endlich wieder entspannt, meine Beine allerdings brauchen etwas mehr Überzeugungskraft, wieder wach zu werden. Aua.
Ein recht steiler Anstieg liegt noch vor uns, dann geht es hinab ins nächste Dorf. Die Herberge hier die uns Jordin aus der Luxus - Herberge gestern organisiert hat öffnet eigentlich erst am 01.04. Wir werden aber erwartet und freundlich begrüßt, mit uns schläft nur noch eine weitere Pilgerin heute hier (Spanierin, spricht nur spanisch, ist komisch und schläft scheinbar den ganzen Tag).
So haben Lali und ich das große Haus quasi für uns - auch hier wieder schöne alte Böden und Deckenbalken. Nicht so schön (bzw. gar nicht) renoviert wie die letzte Herberge, aber die tolle Architektur besticht trotzdem. Ich wasche einmal alles an Klamotten was ich habe, dusche Lali und mich und setze mich dann in meiner Merino - unterzieh - Garnitur in die Sonne auf der Dachterasse, während ich warte das meine Wäsche trocknet. Geht dank Wind und Sonne innerhalb einer Stunde!
Die einzige Bar im Ort öffnet erst am 15.04, das kleine Schwimmbecken auch, der Ort hat schätzungsweise 100 Einwohner… Lali und ich verbringen den Nachmittag also dösend und der Sonne und warten, dass es Zeit zum schlafen gehen ist 😅 Ich finde noch einen englisches Bildband über den Camino und gönne mir ein bisschen Kultur.
Auch hier müssen wir übrigens wieder das erheblich teurere Einzelzimmer beziehen (30€) weil wegen Hund - dafür ist aber wieder Frühstück und diesmal auch Abendessen drin. Alles allerdings im Self Service, unsere Gastgeberin wohnt am anderen Ende des Ortes und hat einfach ein paar Nudeln, Brot, Tomatenpampe, Zwiebeln und Knoblauch da gelassen. Passt für mich. Heute also Pilgermenü a la me.
Nun warten wir das es dunkel wird - Zeit totschlagen will ja irgendwie auch gelernt sein.
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