Zum Abendbrot werde ich an einen Katzentisch im Nebenraum gesetzt, weil wegen Hund. Von hier aus kann ich das Treiben im Hauptraum des Restaurants in Frieden beobachten, eine große Reisegruppe von über 30 KolumbianerInnen betrinkt sich hier lautstark. Sie fahren den Camino alle zusammen auf Fahrrädern. Ich bekomme eine Flasche Wein für mich alleine, entscheide mich aber nach 2,5 Gläsern dafür sie nicht komplett zu leeren und bin gegen 21:30 im Bett.
Um 5:15 werde ich wach und beschließe, kurz mit Lali raus zu gehen. Gesagt getan laufen wir einmal die Straße hoch und runter und gehen dann zurück ins Bett. Von außen sehe ich, dass es doch Rollläden gibt, von innen hatte ich die Vorrichtung dafür nicht gesehen. Ich mache unser bisher recht helles Zimmer also Stockdunkel und als wir das nächste mal aufwachen ist es 8:30. Gemütlich packe ich zusammen und gebe unseren Schlüssel ab, dann marschieren wir ohne Frühstück (ich, nicht Lali) los. Am Ausgang der Herberge werden wir gebührend in diesen Tag geschickt - die große Gruppe Kolumbianer steht dort im Kreis und macht den Morgenappell. Da sie die gesamte Einfahrt in Beschlag nehmen müssen wir mitten durch und werden mit begeistertem Klatschen und „Buen Camino“ Rufen auf die Strecke geschickt.
Die Strecke ist dann erstmal nur sehr kurz, 500 m in den Ort rein steuere ich das nächste Kaffee an. Dort gibts Tee, Croissant und Donut für mich. Als ich reingehe um zu bezahlen werde ich Zeugin einer bizarren Szene: am Tresen stehen einige ältere spanische Herren, alle klein und dick. Einer davon erspäht draußen scheinbar einen Bekannten und begrüßt ihn mit einem astreinen Hitlergruß. Meine Gesichtsentgleisung könnt ihr euch vielleicht vorstellen ? Völlig perplex blicke ich dem kleinen dicken Nazi ins Gesicht, außer mir scheint in dem vollen Café aber niemand wirklich irritiert zu sein. Während ich darauf warte bezahlen zu können, verlässt der kleine dicke Nazi den Laden und steuert draußen geradewegs auf meinen Hund zu. Ich setze drinnen zum Sprint an und springe mit einem Hechtsprung zwischen ihn und Lali. Er beugt sich gerade zu ihr herunter, Lali mit ihrer untrüglichen Menschenkenntnis duckt sich schon weg.
Völlig perplex richtet sich der kleine dicke Nazi wieder zu voller Größe auf und ist damit etwa 5cm kleiner als ich. Ich grinse ihm fies ins Gesicht, während er eine astreine Schimpftirade in voller Lautstärke auf mich loslässt. Die juckt mich auf spanisch mal so gar nicht und das Nazi Arschloch verzieht sich schließlich fluchend hinter die nächste Straßenecke.
Ich hasse es, wenn Fremde Lali ungefragt anfassen, schon gar nicht, wenn ich nicht dabei bin. Und Nazis haben es nicht verdient, die flauschige weiche Seele von Hund auch nur ansatzweise zu kuscheln! 😤😤😤
Als ich wieder reingehe um zu bezahlen mustert mich der ein oder die andere abschätzend, einer grinst, einer guckt - beeindruckt ? Ich weiß es nicht, ist mir auch egal, bezahlen und los, raus aus dem Kaff. Wir laufen durch die kleinen Straßen, über einen Fluß und dann ein ganzes Stück entlang der Landstraße, diesmal aber mit etwas mehr Abstand zur Straße und durch eine kleine Allee. Nach einer guten Stunde erreichen wir die Autobahn und ich hatte mich ja gestern schon für die längere aber schönere Variante des Weges entschieden - also queren wir die Autobahn, anstatt sie entlang zu laufen. In einem kleinen Dorf fülle ich nochmal unsere Wasservorräte, ab hier geht es 10km durch einsamste, herrliche Landschaft.
Langsam aber sicher verlassen wir heute und morgen die Meseta, die baumlose Hochebene. Der Boden unter unseren Füßen und Pfoten ist rötlich und weich, letzte Nacht hat es scheinbar geregnet. Matschig ist es zum Glück nicht. Als wir morgens loslaufen ist das Wetter noch merkwürdig, die Sonne zeigt sich hier und da aber die Wolken hängen tief, sehr tief, fast wie Nebel. Als wir auf der Römerstraße ankommen und das letzte Dorf hinter uns lassen wird es endgültig schön, Sonne und kleine Schäfchenwolken ziehen über den Himmel und ich kann die Daunenjacke in den Rucksack stopfen. Die Landschaft wirkt die ersten Kilometer wie afrikanische Savanne, karg aber grün, hier und da einzelne kleine Bäume und Sträucher. Man hört die Vögel singen, hier und da einen Kuckuck und ich bin mir fast sicher, es sind Weißkopfadler die wir mehrfach am Himmel kreisen sehen. Es ist wunderschön, fast noch schöner als in der Meseta, da auf den ersten Kilometern die Natur unberührt ist, keine Felder, keine Landwirtschaft, nichts. Ich glaube, dies ist fast meiner und vor allen Dingen Lalis bisheriger Lieblings-Streckenabschnitt. Der Wind ist nur noch ein laues Lüftchen, es gibt super viel zu erkunden und zu erschnüffeln und wir wandern so vor uns hin. Kurz vor unserem heutigen Etappenziel liegt ein kleiner Rastplatz mit Brunnen und Tischen unter Bäumen am Weg. Ich schnalle den Rucksack ab, ziehe Schuhe und Socken aus und lege mich auf die riesige, hohe Tischplatte aus Holz. Eine halbe Stunde hängen wir hier herum, beobachten die Vögel die durch die Bäume und am Himmel über uns durch die Wolken ziehen. Der Brunnen plätschert und Lali macht es sich halb auf meinem Bauch, halb auf dem Tisch „bequem“. Nichtstun will auch gelernt sein! Bald ist Woche 3 um und ich merke laaaaaangsam, dass mein Kopf ruhiger wird.
Als wir wieder aufbrechen kann man das Dorf schon hinter der nächsten Kurve auftauchen (und wieder verschwinden) sehen. Die einzige Herberge hier die Hunde akzeptiert hatte ich gestern schon angerufen, ich zahle die üblichen 40€ fürs Einzelzimmer. Hilft ja nix 🤷🏽♀️ Spare mir aber 5€ extra und teile mir daher das Bad mit potentiellen anderen Pilgerinnen die da noch kommen mögen. Den Laden schmeißen hier Mutter und Tochter, beide sprechen quasi nur spanisch aber das nötigste, „übliche“ verstehe ich mittlerweile und ein paar Brocken kann ich antworten.
Sie sind super nett, waschen gerade meine Wäsche in der Maschine weil es so viel ist, obwohl sie das eigentlich nicht anbieten. Hab seit 4 Tagen nicht gewaschen, es ist also quasi alles getragen und ich hab keine Lust den ganzen Kram draußen im Handwaschbecken mit kaltem Wasser durchzuwalken.
Nun liegen wir in unserem grünen Zimmerchen direkt unterm Dach, die Sonne scheint durchs Fenster, die Vögel zwitschern und Lali macht Mittagsschlaf.
Um 17 Uhr öffnet der kleine Tante Emma Laden ein Stück die Straße runter, dort werde ich mich (oder uns) nachher ordentlich mit Snacks und Wasser eindecken. Morgen laufen wir nämlich von hier bis in den nächsten Ort genau 23 km. Weiterhin durch die „Steppe“ und ohne Rastplatz, geschweige denn einen Ort, dazwischen. Also werde ich Kekse und Obst shoppen so viel ich noch tragen kann, Abendessen und Frühstück um 7/7 gibts in der Herberge und dann mal sehen, wie wir die Einsamkeit morgen so finden werden. Wenn wir unser Etappenziel morgen erreicht haben, werde ich mich nach dem Bus nach Leon erkunden - bitte jetzt schon mal für einen netten Busfahrer beten. Übermorgen gehts dann nach Leon, ich denke wir bleiben eine Nacht in der Stadt und sehen dann zu, dass wir ggf auch mit dem Bus wieder raus kommen. Gestern Abend hab ich kurz mit den deutschen Jungs von vor einer Woche telefoniert, die sind schon da und berichten, dass die Osterfeierlichkeiten bereits im vollen Gange sind. Das ist hier wie Schlagermove, nur ne Woche lang und für Jesus statt für Helene Fischer. Da ich Futter in die Stadt geschickt habe, kann ich sie leider nicht ganz umschiffen… blöd.
Sollte uns kein Busfahrer Gnade gewähren, halte ich vielleicht einfach mal den Daumen raus. Taxifahren ist einfach so teuer und einen ganzen Tag, 22 km, durch Vorstadt und Industriegebiet klingt einfach auch so wenig verlockend.
Aber naja - darum kann sich Zukunftsjosi kümmern. Gegenwartsjosi legt jetzt mit Lali zusammen die Füße hoch, bis der Supermarkt wieder aufmacht. Write you tomorrow! 😘
Um 5:15 werde ich wach und beschließe, kurz mit Lali raus zu gehen. Gesagt getan laufen wir einmal die Straße hoch und runter und gehen dann zurück ins Bett. Von außen sehe ich, dass es doch Rollläden gibt, von innen hatte ich die Vorrichtung dafür nicht gesehen. Ich mache unser bisher recht helles Zimmer also Stockdunkel und als wir das nächste mal aufwachen ist es 8:30. Gemütlich packe ich zusammen und gebe unseren Schlüssel ab, dann marschieren wir ohne Frühstück (ich, nicht Lali) los. Am Ausgang der Herberge werden wir gebührend in diesen Tag geschickt - die große Gruppe Kolumbianer steht dort im Kreis und macht den Morgenappell. Da sie die gesamte Einfahrt in Beschlag nehmen müssen wir mitten durch und werden mit begeistertem Klatschen und „Buen Camino“ Rufen auf die Strecke geschickt.
Die Strecke ist dann erstmal nur sehr kurz, 500 m in den Ort rein steuere ich das nächste Kaffee an. Dort gibts Tee, Croissant und Donut für mich. Als ich reingehe um zu bezahlen werde ich Zeugin einer bizarren Szene: am Tresen stehen einige ältere spanische Herren, alle klein und dick. Einer davon erspäht draußen scheinbar einen Bekannten und begrüßt ihn mit einem astreinen Hitlergruß. Meine Gesichtsentgleisung könnt ihr euch vielleicht vorstellen ? Völlig perplex blicke ich dem kleinen dicken Nazi ins Gesicht, außer mir scheint in dem vollen Café aber niemand wirklich irritiert zu sein. Während ich darauf warte bezahlen zu können, verlässt der kleine dicke Nazi den Laden und steuert draußen geradewegs auf meinen Hund zu. Ich setze drinnen zum Sprint an und springe mit einem Hechtsprung zwischen ihn und Lali. Er beugt sich gerade zu ihr herunter, Lali mit ihrer untrüglichen Menschenkenntnis duckt sich schon weg.
Völlig perplex richtet sich der kleine dicke Nazi wieder zu voller Größe auf und ist damit etwa 5cm kleiner als ich. Ich grinse ihm fies ins Gesicht, während er eine astreine Schimpftirade in voller Lautstärke auf mich loslässt. Die juckt mich auf spanisch mal so gar nicht und das Nazi Arschloch verzieht sich schließlich fluchend hinter die nächste Straßenecke.
Ich hasse es, wenn Fremde Lali ungefragt anfassen, schon gar nicht, wenn ich nicht dabei bin. Und Nazis haben es nicht verdient, die flauschige weiche Seele von Hund auch nur ansatzweise zu kuscheln! 😤😤😤
Als ich wieder reingehe um zu bezahlen mustert mich der ein oder die andere abschätzend, einer grinst, einer guckt - beeindruckt ? Ich weiß es nicht, ist mir auch egal, bezahlen und los, raus aus dem Kaff. Wir laufen durch die kleinen Straßen, über einen Fluß und dann ein ganzes Stück entlang der Landstraße, diesmal aber mit etwas mehr Abstand zur Straße und durch eine kleine Allee. Nach einer guten Stunde erreichen wir die Autobahn und ich hatte mich ja gestern schon für die längere aber schönere Variante des Weges entschieden - also queren wir die Autobahn, anstatt sie entlang zu laufen. In einem kleinen Dorf fülle ich nochmal unsere Wasservorräte, ab hier geht es 10km durch einsamste, herrliche Landschaft.
Langsam aber sicher verlassen wir heute und morgen die Meseta, die baumlose Hochebene. Der Boden unter unseren Füßen und Pfoten ist rötlich und weich, letzte Nacht hat es scheinbar geregnet. Matschig ist es zum Glück nicht. Als wir morgens loslaufen ist das Wetter noch merkwürdig, die Sonne zeigt sich hier und da aber die Wolken hängen tief, sehr tief, fast wie Nebel. Als wir auf der Römerstraße ankommen und das letzte Dorf hinter uns lassen wird es endgültig schön, Sonne und kleine Schäfchenwolken ziehen über den Himmel und ich kann die Daunenjacke in den Rucksack stopfen. Die Landschaft wirkt die ersten Kilometer wie afrikanische Savanne, karg aber grün, hier und da einzelne kleine Bäume und Sträucher. Man hört die Vögel singen, hier und da einen Kuckuck und ich bin mir fast sicher, es sind Weißkopfadler die wir mehrfach am Himmel kreisen sehen. Es ist wunderschön, fast noch schöner als in der Meseta, da auf den ersten Kilometern die Natur unberührt ist, keine Felder, keine Landwirtschaft, nichts. Ich glaube, dies ist fast meiner und vor allen Dingen Lalis bisheriger Lieblings-Streckenabschnitt. Der Wind ist nur noch ein laues Lüftchen, es gibt super viel zu erkunden und zu erschnüffeln und wir wandern so vor uns hin. Kurz vor unserem heutigen Etappenziel liegt ein kleiner Rastplatz mit Brunnen und Tischen unter Bäumen am Weg. Ich schnalle den Rucksack ab, ziehe Schuhe und Socken aus und lege mich auf die riesige, hohe Tischplatte aus Holz. Eine halbe Stunde hängen wir hier herum, beobachten die Vögel die durch die Bäume und am Himmel über uns durch die Wolken ziehen. Der Brunnen plätschert und Lali macht es sich halb auf meinem Bauch, halb auf dem Tisch „bequem“. Nichtstun will auch gelernt sein! Bald ist Woche 3 um und ich merke laaaaaangsam, dass mein Kopf ruhiger wird.
Als wir wieder aufbrechen kann man das Dorf schon hinter der nächsten Kurve auftauchen (und wieder verschwinden) sehen. Die einzige Herberge hier die Hunde akzeptiert hatte ich gestern schon angerufen, ich zahle die üblichen 40€ fürs Einzelzimmer. Hilft ja nix 🤷🏽♀️ Spare mir aber 5€ extra und teile mir daher das Bad mit potentiellen anderen Pilgerinnen die da noch kommen mögen. Den Laden schmeißen hier Mutter und Tochter, beide sprechen quasi nur spanisch aber das nötigste, „übliche“ verstehe ich mittlerweile und ein paar Brocken kann ich antworten.
Sie sind super nett, waschen gerade meine Wäsche in der Maschine weil es so viel ist, obwohl sie das eigentlich nicht anbieten. Hab seit 4 Tagen nicht gewaschen, es ist also quasi alles getragen und ich hab keine Lust den ganzen Kram draußen im Handwaschbecken mit kaltem Wasser durchzuwalken.
Nun liegen wir in unserem grünen Zimmerchen direkt unterm Dach, die Sonne scheint durchs Fenster, die Vögel zwitschern und Lali macht Mittagsschlaf.
Um 17 Uhr öffnet der kleine Tante Emma Laden ein Stück die Straße runter, dort werde ich mich (oder uns) nachher ordentlich mit Snacks und Wasser eindecken. Morgen laufen wir nämlich von hier bis in den nächsten Ort genau 23 km. Weiterhin durch die „Steppe“ und ohne Rastplatz, geschweige denn einen Ort, dazwischen. Also werde ich Kekse und Obst shoppen so viel ich noch tragen kann, Abendessen und Frühstück um 7/7 gibts in der Herberge und dann mal sehen, wie wir die Einsamkeit morgen so finden werden. Wenn wir unser Etappenziel morgen erreicht haben, werde ich mich nach dem Bus nach Leon erkunden - bitte jetzt schon mal für einen netten Busfahrer beten. Übermorgen gehts dann nach Leon, ich denke wir bleiben eine Nacht in der Stadt und sehen dann zu, dass wir ggf auch mit dem Bus wieder raus kommen. Gestern Abend hab ich kurz mit den deutschen Jungs von vor einer Woche telefoniert, die sind schon da und berichten, dass die Osterfeierlichkeiten bereits im vollen Gange sind. Das ist hier wie Schlagermove, nur ne Woche lang und für Jesus statt für Helene Fischer. Da ich Futter in die Stadt geschickt habe, kann ich sie leider nicht ganz umschiffen… blöd.
Sollte uns kein Busfahrer Gnade gewähren, halte ich vielleicht einfach mal den Daumen raus. Taxifahren ist einfach so teuer und einen ganzen Tag, 22 km, durch Vorstadt und Industriegebiet klingt einfach auch so wenig verlockend.
Aber naja - darum kann sich Zukunftsjosi kümmern. Gegenwartsjosi legt jetzt mit Lali zusammen die Füße hoch, bis der Supermarkt wieder aufmacht. Write you tomorrow! 😘
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