Here comes the sun?

Unser Pausentag bleibt ziemlich ruhig. Nachdem die Österreicherin morgens losgelaufen ist bewegen wir uns bis mittags gar nicht. Dann gibts für mich einen Salat & ein tolles Risotto unten in der Bar, in der sich am Samstag Nachmittag ungefähr die umliegenden 5 Dörfer versammelt haben. Lali liegt unter dem Tisch und schläft und ich sitze einfach da und genieße das Treiben. Irgendwann verziehen wir uns für das Nachmittagsschläfchen wieder nach oben und ratet, wer eine Stunde später aufkreuzt ? Unfreundliche Spanierin Nr.1. Sie beschwert sich als erstes bei unserer super lieben Herbergenbetreiberin über den Geruch des Gasofens, der das Zimmer erwärmt. Diese fragt mich peinlich berührt ob es ok wäre, wenn sie ihn ausmacht. Klar, kein Problem. Nur das Frau unfreundliche Spanierin 3 Minuten später ihre Sachen packt und doch in den riesigen leeren Schlafsaal nebenan umzieht. Und ich den Ofen leider nicht wieder abbekomme. Blöde Olle. 
Gegen 17:30 wird’s dann auf einmal laut - eine 5er Gruppe fällt ein und bringt Leben in die Bude. Ein Italiener, 2 Amerikaner(in), eine Belgierin die aber in Australien & Kambodscha lebt und ein Franzose. Die Truppe hat sich an Tag 2 ihrer Wanderung zusammengefunden und läuft seit dem zusammen. Alle sind sofort von Lali eingenommen und der Abend unten in der Bar wird lustig und kurzweilig. Es gibt ein wirklich leckeres Pilgermenü, Kinder, spanische Gäste und Pilger (im Riesen Schlafsaal kommt noch ein deutscher (18) und ein Holländer (52, sein 7ter Camino) dazu) mischen sich, Lali läuft zwischen allen herum. Schöne Stimmung! 
Der Ami der gerade 18 geworden ist trinkt das 3mal in seinem Leben Alkohol, ist nach über einer Flasche Wein sturzbetrunken und gibt Geschichten aus Summer Camps zum besten. Ich dachte immer das gibts nur bei Disney, aber mir scheint, viele der Ami-Klischees kommen nicht von ungefähr 😅 Christliches Sommercamp mit merkwürdigen Gruppenaktivitäten lässt grüßen. 
Gegen 22 Uhr verziehen Lali und ich uns mit 2 weiteren nach oben - zum Bad müssen wir alle an der unfreundlichen Spanierin vorbei und ich bin ein bisschen schadenfroh, als der den Alkoholwirkungen erlegene Ami auch an ihr vorbei torkelt und dabei ganz sicher nicht auf Zehenspitzen wandelt 😂 
Nach einer ruhigen Nacht stehen wir gemeinsam mit der Truppe auf - besoffener Ami Nummer 1 bereut seinen Alkoholkonsum und es dauert entsprechend lange bis alle fertig sind. 
Gegen kurz vor 9 laufen wir gemeinsam los, es ist bewölkt und es liegt Schnee, aber auf Asphalt schmilzt er weg. Die Truppe zieht sich schnell auseinander, ist mir aber insgesamt zu schnell und ich habe aus den letzten Tagen gelernt. Also lasse ich mich zurückfallen und Lali und ich laufen schnell wieder fröhlich in unserem eigenen Tempo. Genau das ist Lali heute auch, wirklich fröhlich hüpft sie durch den Schnee den Berg hinauf. Nur als ich ihr im Zimmer den Mantel anziehen wollte, hat sie sich sofort unters Bett verzogen und ward nicht mehr gesehen 🤪😬 Hilft aber nix, das Ding bleibt bis zum ersten Stop an, hält den Bauch trocken und die letzten noch fallenden Flocken ab. Auch heute friert sie zwischendurch wieder, ist aber nicht ansatzweise so nass oder durchgematscht wie vor 2 Tagen. Der Boden ist Steinig und durch die Nässe glatt, aber eben nicht matschig. 
Gegen 11 kommen wir an der ersten Bar vorbei und für mich gibts Frühstück und für Lali Mantel ausziehen. Ab dort laufen wir auf einer kleinen Landstraße, nach dem überqueren einer Autobahn entschließe ich mich, die offizielle Route zu verlassen. Die würde nämlich ab da immer entlang einer Hauptstraße bis ins Stadtzentrum laufen, 13 km lang. Wir biegen stattdessen auf Feldwege ab, laufen entlang eines Kleinflughafens und schließlich immer entlang eines kleinen Flusses in einem breiten Grünstreifen der schnurgerade ins Zentrum führt. Ab mittags kommt immer öfter die Sonne durch - drückt uns die Daumen, dass wir den Schnee endgültig hinter uns haben. Trotz Stadt heute also eine wirklich angenehme Strecke! 
Im Zentrum angekommen steuere ich das einzige Hostel das laut App Hunde akzeptiert an. Der Eingang des Gebäudes ist merkwürdig schäbig, drinnen gibt es nichts außer einen winzigen Aufzug - der führt in den 7 Stock, dort klingelt man an einer unscheinbaren Wohnungstür. Nach 2 Minuten öffnet ein vollbärtiger Typ mit fettigen langen Haaren - ich bin alles andere als traurig als er mir mitteilt, dass sie für heute leider voll sind. 
Zurück auf der Straße bemühe ich Tante Google und finde 2 Straßen weiter ein kleines Hotel das für 32€ ein kleines abgenutztes, aber sauberes Zimmer für uns hat. Check in aber erst in einer Stunde, wir bummeln ohne Gepäck noch kurz in die Altstadt, ich esse was und Lali jagt ein paar Tauben. Ordentlich was los hier, scheint ein Fußballspiel irgendwo um die Ecke zu geben, außerdem marschiert eine Band mit Pauken und Trompeten durch die Stadt. Uns reichts schnell, ab Richtung Bett!
Bonus unseres Zimmers: es gibt eine Badewanne 😍 ich so: Yay! Mein Kreislauf so: Nay! Nachdem ich einmal durchgewärmt bin und mein Kreislauf einmal runter und wieder raufgefahren ist nutze ich die Wanne noch, um das nötigste zu waschen. Nach einem Nachmittagsschlaf reserviere ich uns noch die Herbergen für die kommenden 3 Tage - ich glaube, das werde ich jetzt zunehmend machen müssen 🤷🏽‍♀️ Am 01.04 startete mit dem Pilgersegen in Santiago offiziell die Saison, viele bis dahin geschlossene Herbergen haben seitdem geöffnet und man merkt sofort die Veränderung auf der Strecke. Es wird voller… und da ich mit Lali meist nur 1 oder 2 Optionen in den kleinen Orten habe und es zum Zelten einfach noch zu kalt ist die kommenden 1-2 Wochen, muss ich wohl zusehen das ich immer 2-3 Tage im Voraus plane. Nervt, das raubt Spontanität. Aber es ist ja wie es ist. 
Beim Tabaco um die Ecke jage ich noch ein paar Oreos und n Schokoriegel & Wasser und damit machen wir für heute den Sack zu. Nachti! 

Kommentare

  1. Nacht - und Daumen drück :-)

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  2. Vom richtigen Weg abgewichen - und die schönere Strecke gelaufen. Erholt Euch gut - und Schnee gibt es für Euch nun gaaaaanz bestimmt nicht mehr *DAUMENDRÜCK*
    Alles Gute von Carsten ��

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